Mit dem Zug zu Papa Schlumpf

Unsere „Flucht“ aus der Auvergne hat uns ins Elsaß gespült, nach Cernay, an den Fuß der Vogesen, nahe Mulhouse.

Nachdem wir auf vielen Fahrten nach FR immer wieder am Hinweisschild „Automobilmuseum“ in Mulhouse vorbeigefahren sind, ist klar: Jetzt und hier wird’s wahr, Axel geht zu den Schlümpfen!

Wir beschließen, dieses Mal nicht mit dem Roller zu fahren, sondern den Zug bzw. Tram und S-Bahn zu nutzen. Klappt gut!

Das Museum (siehe nachstehende Info aus Wikipedia), Eintritt p. P.: 11 Euro, ist wirklich lohnenswert. Autos ganz unterschiedlicher Epochen, mit Hinweistafeln und kostenlosem Audioguide beschrieben, echte Raritäten – selbst für Automuffel wie mich eine sehr interessante und kurzweilige Sammlung! To be seen!

Danach schauen wir uns noch Mulhouse selbst an, eine Stadt mit ca. 120.000 Einwohnern. Lebhaft, viele schöne, kleine Läden neben den üblichen Ketten wie H&M, Zara etc., Cafés etc. Aber auch sehr multikulti, in allen Schattierungen…

Die Gebrüder Fritz und Hans Schlumpf trugen zwischen 1945 und 1977 eine gewaltige Sammlung von rund 500 klassischen Automobilen zusammen, darunter auch mehrere Dutzend Bugatti und zwei der sechs überlebenden «Bugatti Royales». Zur Finanzierung dieses Hobbys belasteten sie ihre Unternehmen derart, dass diese 1977 zahlungsunfähig wurden, und in der Folge über 2000 Beschäftigte in die Arbeitslosigkeit entlassen werden mussten. Die bis zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit nicht bekannte Automobilsammlung wurde bei Ausschreitungen im Rahmen eines Streiks von den ehemaligen Arbeitern des Textilwerkes entdeckt.

Mit dem zu erzielenden Erlös aus dem Verkauf der Fahrzeuge hätten die Forderungen der Gläubiger bedient werden können, jedoch konnte die Sammlung – vor allem durch die Intervention der französischen Regierung unter François Mitterrand – in ihrer Gesamtheit erhalten werden. Damit wurde auch eine Forderung der arbeitslosen Arbeiter (darunter eine große Zahl Frauen) erfüllt: Sie wären mit dem Verkauf ein zweites Mal betrogen worden, denn die Sammlung wollten sie zumindest der Region erhalten.
Die ehemaligen Werkhallen einer ihrer Textilfabriken in Mülhausen beherbergen heute das Musée National de l’Automobile Frankreichs, das auch unter dem Namen Collection Schlumpf bekannt ist.

Das Streben und Wirken der Gebrüder Schlumpf ist widersprüchlich zu bewerten: Ihre wirtschaftliche und soziale Verantwortung – sowohl sich selbst als auch ihren Mitarbeitern gegenüber – völlig außer acht lassend, hinterließen sie der Nachwelt eines der größten und faszinierendsten Automobilmuseen der Welt.