Moustiers Sainte Marie

Nach einer sehr ruhigen Nacht starten wir am Montagmorgen mit Henri nach Moustiers Ste. Marie, einem Dorf mit knapp 700 Einwohnern – und bestimmt mindestens soviele Touristen in der Stunde.

Was verständlich ist, denn der Ort liegt wunderschön am Berg, mit einer Felsenkapelle, kleinen Brunnen und Wasserfällen.

Wir genehmigen uns ein 3-Gänge-Menü à 29 Euro (sehr lecker!) und fahren nach ausgiebiger Besichtigung weiter an den Lac de Ste. Croix. Welch ein Wahnsinnsblau! Wir wollen bei schönem Wetter auch mal ein Boot mieten und in die Gorges fahren – wahrscheinlich mit einem Tretboot, die Elektroboote kosten 40 Euro die Stunde, c’est trop.

Campingplatz zum kleinen See

Unseren Ursprungsplan, nach dem Zwischenstopp in Pont d’Ain nach Argeles-s-Mer zu fahren, geben wir aufgrund der Meteo-Prognose erst mal auf: Dort sind Böen bis zu 90 km/h vorausgesagt. Also Plan B: Über Grenoble zur Verdonschlucht!

Die Fahrt zur ca. 400 km entfernten Verdonschlucht, teils über Landstraßen, ist landschaftlich sehr kurzweilig und abwechslungsreich, aber auch extrem anstrengend. Außerdem schickt uns das Navi mal wieder über die engsten und steilsten Fizzinalstraßen. Horror.

Wir sind froh, am späten Nachmittag den schönen, ruhigen CP „le petit lac“ gefunden zu haben, wo wir freie Platzwahl haben. Die Nacht mit Strom kostet 19,40 Euro.

Die CP direkt am Lac de Ste. Croix sind entweder ausgebucht oder so terrassiert, dass wir mit Arielle nicht hinkönnen. Wir haben es mit unserem Platz jedenfalls gut erwischt.

Auf in den Süden über Pont d’Ain

Yuppie, am Samstag, 7. September, ist es soweit: Unser zweiter FR-Urlaub in diesem Jahr beginnt.

Wir haben uns auf der Strecke in den Süden einen CP bei Pont d’Ain ausgesucht und kommen sehr gut voran. Im Ort gibt es nicht nur einen gut sortieren Super U, sondern auch eine Womo-Waschanlage, so dass wir Arielle vom Moos der letzten Monate befreien und salonfähig machen können :-).

Der CP l’Oiselon ist groß, eben und bietet Plätze direkt am Fluss. Lustigerweise haben Klaus und Martina, die ebenfalls in FR unterwegs sind, auch diesen Platz als Zwischenstopp ausgesucht; somit kann das ausgefallene Leverkusen-Teffen nachgeholt werden. Wir fahren am nächsten Tag aber unabhängig voneinander weiter.

Ein anstrengender Blick auf Lourmarin

Am Sonntag machen wir nochmals eine Wanderung im Luberon, von Lourmarin aus. Laut Wanderkarte eine leichte Tour. Das stimmt insoweit, dass man nicht klettern und kraxeln muss :-), aber es geht, wie so oft, stetig und lang bergauf.

Auf dem Gipfel angekommen, liegt Lourmarin und das Durance-Tal weit offen vor unseren Augen. Ein toller Ausblick!

Hinab geht es ähnlich steil, auf einem Schotterweg. Nach gut 2 Stunden sind wir zurück bei Henri, in den Weinbergen von Lourmarin. Kein Wunder, dass die Weine Südfrankreichs so viele Umdrehungen haben: Die Trauben sind wirklich zuckersüß.

Unser Dorf wählt rechts

Egal wie: Mallemort ist eine schöne, kleine südfranzösische Gemeinde. Unaufgeregt, ruhig, entspannt.

„Die Zeit“ sagt:

Nun ist die Beklemmung wieder da: Wenn Franzosen wählen, habe ich Angst um Freundinnen und Freunde in meinem südfranzösischen Dorf. Angst, dass mein sympathischer Gemüsehändler, der kürzlich erst auf Bio umgestellt hat, den Rechtsextremen seine Stimme gibt. Angst, dass meine Freundin, mit der ich kürzlich noch auf hohe Berge wanderte, Marine Le Pen wählt. Angst, dass der Lehrer meiner Söhne die Grenzen wieder hochziehen will, dass ich beim Bäcker mit anhören muss, wie die gemütliche Croissant-Runde am Morgen zu einer Schimpftirade auf Flüchtlinge ausartet. Angst, dass mir all die freundlichen Menschen in meinem Dorf plötzlich unerträglich werden.

Wer wie ich in Südfrankreich lebt, ist von rechtsextremen Wählern umzingelt. Ich wohne in einem kleinen Dorf, 5.000 Einwohner, nicht weit von Nizza entfernt. Hier haben vier von zehn Bürgern den rechtsextremen Front National gewählt, in der Stichwahl am Sonntag werden es sicherlich noch viel mehr sein. Sie haben einer Frau ihre Stimme gegeben, die in der Verfassung verankern möchte, dass gebürtige Franzosen als erste einen Job bekommen, als erste im Krankenhaus behandelt werden und als erste eine Wohnung erhalten. Oder anders gesagt: Bei einer Bewerbung wäre ich als Deutsche automatisch die zweite Wahl, bei einem Unfall würden die Sanitäter zuerst das gebrochene Bein meines französischen Bettnachbarn behandeln, und Wohnungen könnte ich nur mieten, wenn kein Franzose sie haben möchte. Zugezogene aus nicht-europäischen Ländern würden es noch sehr viel schwerer haben. Meine Nachbarn haben sich für die Apartheid entschieden und merken es nicht.

Ich kann nicht einmal Mitleid mit ihnen haben. Die Menschen im Norden von Frankreich, in der zweiten Bastion von Marine Le Pen, sie sind verarmt und meist arbeitslos, sie wurden von linken und rechten Regierungen enttäuscht, sitzen im Regen und in grauen Betonburgen und warten auf Erlösung. Nicht in meinem Dorf. Drei von vier Menschen wohnen hier im Eigenheim. Die Sonne scheint 270 Tage im Jahr, und wer Glück hat, kann seine eigenen Oliven ernten. Hier sind weniger Menschen ohne Job als im Landesdurchschnitt und nur knapp halb so viele sind arm. Einen Flüchtling habe ich hier noch nie gesehen, die einzig Zugezogenen sind Menschen aus anderen europäischen Staaten, vor allem Briten und Deutsche. In den Nachbarstädten sieht es ähnlich aus: Meist kommt Marine, wie die Einheimischen Le Pen liebevoll nennen, auf 40 Prozent, manchmal sogar, in den verschlafensten Nestern, auf knapp die Hälfte aller Stimmen. Kein Vergleich zur Weltstadt Paris, in der der FN gerade mal fünf Prozent der Stimmen erhielt.

Und ich sage: Mit Mama im SUV schön behütet zur Kita fahren. Alles fein, für den Weltfrieden. Immer schön dem Mainstream folgen.

Auf ein Tartare

… und einen Salat mit Geflügelleber nach Salon-de-Provence, in die Brasserie Le Longchamp. Mmmmh, lecker. Dazu gönnen wir uns einen Apero, ein Fläschle Weißwein und einen Café gourmand (Espresso und verschiedene kleine Desserts wie Crème brulée, Meringue, ein Mini-Kuchen…) – und das alles für unschlagbare 45 Euro.

Die Stadt zeigt sich bei strahlendem Spätsommerwetter in ihrem schönsten Licht.

Pas de soleil

Nachdem am Donnerstag in Argeles Regen und extreme Rafales angekündigt sind, beschließen wir die Abfahrt und packen morgens zackig zusammen. 5 Tage = 91 Euro :-).

Wir wollen nach St. Remy, auf „unseren“ CP „Le Mas de Nicolas“ – und zum ersten Mal müssen wir feststellen, dass es für uns und Arielle keinen passenden Platz mehr gibt. Es sind eh nur noch max. 10 Plätze frei, alles sehr gedrungen und nur für kleinere Fatzerle geeignet. Also weiter zum Altbewährten, nach Mallemort. Da wir derzeit nicht wissen, wie schnell wir ggf heim müssen, wollen wir auch keine großen Experimente machen. Und hier ist definitiv immer was frei :-).

Verwöhnt von 28 Grad bei Ankunft gestaltet sich das Aufstehen am Freitag Morgen anders: 12 Grad. Bibber. Beim morgendlichen Joggen frieren mir fast die Hände ein…

Wir starten dennoch gegen 13 h zu einer Rundwanderung ab Arboretum in Merindol, ca. 7 km, 2 Stunden, leichte Streckenführung. Die Sonne ward leider nicht gesehen (erst abends ganz kurz am CP), aber wir haben viele schöne, kleine Blumen / Pflanzen entdeckt, Ausblicke genossen und kamen beim Laufen auf Temperatur.

Sir Peter hat sich über das Genesungsfoto der Distel – seiner Meinung nach ein Knöterich – (bestimmt hat er auch noch Recht :-)) – jedenfalls gefreut. Und das freut uns!

Ein Hauch von Knoblauch… oder noch mehr…

Wir wollen noch einmal nach Banyuls sur Mer, wo wir im Juni so gut gegessen haben. Vom CP sind es ja auch nur um die 15 km, also schnell hingeknattert 🙂 leider geschlossen – vllt schon saisonbedingt? – so dass wir „zwei Türen weiter“ einkehren, im Restaurant de la plage. Auch sehr lecker. Axel hat ein Lachstartare und danach Moules a la creme und frites, ich 6 Austern und danach Sepia mit Salat (die Sepia war allerdings sehr bissfest 🙂 und voller Knofi-Öl… die bringen mich noch um…).

Im Anschluss machen wir noch einen Spaziergang durch Banyuls – schöööön – bevor wir wieder heimwärts düsen.

Nach wie vor: Eine wunderschöne Ecke.

Collioure: Den Farben auf den Fersen

Etre aux trousses de quelquechose – etwas auf den Fersen sein.

Heissassa, wieder etwas gelernt 🙂

Voll auf Touris ausgelegt, und trotzdem bezaubernd schön: Collioure, 6 km von Argeles entfernt. Wir genießen einen Sonnen-Wolken-Mix im Rausch der Farben.

Zurück an der Cote Vermeille

Nach 3 Tagen in Mallemort und einer aufziehenden Regenfront packen wir am Samstag Morgen im Akkord alles zusammen und starten um halb 11 Uhr ex Campingplatz nach Argeles-sur-Mer.

Der CP Ciela Village ist nur wenig besucht, so dass wir tatsächlich denselben Platz vom Mai/Juni wieder bekommen (K26). Das Wetter könnte besser sein, es regnet auch hier bei unserer Ankunft.

Der nächste Tag ist relativ sonnig, aber Böen von bis zu 80 km/h lassen die Temperaturen deutlich niedriger erscheinen. Wir machen dennoch einen ausgiebigen Strandspaziergang und flanieren durch die Touri-Meile, inkl. einem Glas Weißwein an der Cave Cooperative.