Markttag

Wir haben immer wieder Spaß daran, über die kleinen französischen Wochenmärkte zu schlendern – heute in La Roque d’Anthéron. Von der Matratze über den Nagellack, von den Töpfen bis zur Kittelschürze, über afrikanischen Schmuck bis hin zum frischen Fisch: Alles da!

Wir kaufen ein Rumpsteak und „une saucisse de Toulouse“ sowie Salat und Tomaten zum Abendessen ein, für mich einen Overall und für die Mädels ein T-Shirt und bummeln noch ein wenig durch die engen Gässchen des Ortes. La Provence wie aus dem Bilderbuch.

Beim Ail-Stand, drittletztes Bild, haben wir uns aus Verbundenheit zu meinem Vater das Mitbringsel für la chère maman verkniffen…

Leider ist morgen schon wieder Zeit, die Rückreise anzutreten. Wir konnten uns toll erholen, haben schöne Städte, den Pool, Meer und Berge und die Natur generell genossen, Sonne und Schlaf getankt und wollen irgendwann wieder herkommen, schon alleine wegen des Marseille-Besuchs.

… Wahrscheinlich dann aber mit einem Cross-Motorrädle, weil die wirklich immer schlechteren Straßen unserem Henri (und unserem Kreuz) nicht guttun. Alors, on verra.

Eine Schildkröte auf Reisen wird auf jeden Fall weiterreisen!

Bories aus Kies

Die Überschrift stimmt natürlich nicht, sondern dient nur dem Reim :-). Sie sind aus Kalkplatten.

In der Nähe von Gordes, einem der schönsten Dörfer Frankreichs, befindet sich le Village de Bories: Ein Freilichtmuseum mit 20 restaurierten Bories = Steinhütten, die zwischen 200 und 500 Jahre alt sein sollen.

Die Bories waren bis ins 19. Jahrhundert in Gebrauch und dienten als Wohnung (man war damals definitiv kleiner… Axel und ich haben uns gleich mal den „Mäggel“ angeschlagen), Scheune, Schaf- und Schweinestall etc. Nicht klar ist allerdings, ob sie ständig benutzt wurden oder nur als zeitweise Unterstände dienten.

Eintritt p. P.: 6 Euro – ein Must-see!

Leider ziehen immer wieder örtliche Gewitter auf (und wir natürlich auf Henri mittenmang durch), so dass wir die Rollertour nur bedingt genießen können (tolle Schlucht bei Venasque – für Womos gar nicht geeignet, und für Radler mehr als bitter) und den geplanten Stopp in L’Isle-sur-la-Sorgue ausfallen lassen. Schade, der Ort mit seinen Wasserrädern und Cafés direkt am Flußufer sieht toll aus; dann halt beim nächsten Besuch dieser schönen Region.

In Mallemort (beim letzten Gewitter des Tages) noch schnell eingekauft und dann zurück zum CP. Heute gibt es Jakobsmuscheln und danach Sardinen. Es lebe la vie en plein air!

Cote Bleue

Selbst in der Nähe von Raffinerien und molochigen Großstädten gibt es traumhafte Plätze. So die „blaue Küste“, in unserem Fall Carry-le-Rouet: Ein malerisches, kleines Seebad, direkt ums Eck von Marseille.

Nach rund 1,5-stündiger Rollerfahrt kommen wir genau richtig zum Mittagessen. Und wir können sagen: Hammer, unerwartet vorzüglich, nouvelle cuisine direkt am Yachthafen. Wir haben noch nie so zarten Pulpo gegessen und so feine Nachspeisen. Das Menü für 26 Euro p. P. ist wirklich outstanding (und eine Flasche Weißwein für 21 Euro im Restaurant ist sicherlich auch nicht übertrieben!).

Proppenvoll machen wir uns auf zu einem Spaziergang auf dem Eidechsenweg, mit großartigem Blick auf die Felsküste und das Meer. In welches wir in Rouet-Plage auch noch reinhüpfen.

Quelle vie. Quelle beauté. Adorable.

Marseille, die Unerreichbare

Oh Mann. Alles generalstabsmäßig geplant.

Die Webers wollen nach Marseille. Klar ist, mit dem Womo NO GO. Und mit Henri genausowenig, nachher stehen zwei da…

Also: Internet-Research, Gespräch mit den CP-Inhabern. Ideal ist es, ab Bahnhof Lamanon zu fahren, direkt bzw. mit 1 x Umsteigen nach Marseille Zentrum. Laut Internet Hin-Rück für 26 Euro p. P., und da es in Lamanon keinen Fahrkartenautomaten gibt, muss = kann man im Zug beim Controlleur ein ticket kaufen. Und der kommt wohl häufig gar nicht rum… also schwarzfahren gut möglich… 🙂

Wie gesagt: Wir machen ja alles mit. Stehen am Bahnsteig – und dann kommt ein netter, alter Franzmann und weist uns darauf hin, dass kein Zug fährt wegen des Streiks der SNCF (daran schuld ist der blöde Hollande, wortwörtlich!). Es käme wohl ein Bus um kurz vor 14 h. Na toll, das lohnt ja nicht.

Also Plan B und auf zu einer kleinen Wanderung ins Lubéron-Gebirge. Anstatt Smog und Großstadt klare Luft, freier Blick und Sonne satt. Kontrastprogramm – aber auch sehr schön!

Durch den Mistral nach Arles

Auf in den Kampf, Torrero…, so könnte das Motto der Stadt heißen angesichts des imposanten Amphitheaters, das sie beherrscht!

Nach einer sehr böigen Fahrt, bei der Henri fast abgehoben wäre, kommen wir leicht mistralisiert im Stadtzentrum an und marschieren zur Arena. Eintritt p. P.: 6,50 Euro (inklusive Besuch des Theaters). Ein wirklich beeindruckender Bau, mehrere Etagen, ein Aussichtsturm mit großartigem Blick über die Stadt und ebenerdige Gänge. Irgendwie fühlt man sich direkt in die Zeit der Gladiatoren zurückversetzt (die hier z. Z. wohl auch Vorführungen geben…).

Auch das alte Theater ist mit seinen Säulen und verzierten Steinen sehenswert.

Ansonsten hat Arles, abgesehen von unzähligen Restaurants und Cafés, aber nicht wirklich viel zu bieten – Boutiquen und charmante Geschäfte findet man nur spärlich.

Auf dem Rückweg (immer noch durch einen extremen Mistral) machen wir Halt in Mallemort, wo das „Festival Sens Dessus Dessous“ gefeiert wird. Ich dachte da eher an Straßenmusikanten und Kleinkust – aber es ist eher Kunst für die Kleinen: Töpfern, Basteln, Nähen für die ortsansässigen Kinder. Süß gemacht! Aber für uns nicht das Richtige 🙂

Zurück am CP gehen wir noch ein bißchen schwimmen und genießen den Abend bei lecker Wein und „Marseillaiser Entrecote“ (ein Teil vom Rind, das hier so genannt wird – Axel sagt, es schmeckt vorzüglich!).

… a propos, das letzte Foto der Galerie ist der eindeutige Beweis, dass ich die Tochter meines Vaters bin!

Und die historischen Fakten aus Wikipedia finden sich im Anschluss an die Bildergalerie.

Arles hieß im Altertum Arelas oder Arelate (kelt. „Sumpfort“), wurde von den Galliern an Stelle des ligurischen Theline gegründet und von Gaius Julius Caesar 46. v. Chr. zur römischen Militärkolonie Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum gemacht.

Der Ort erhob sich bald zu hoher Bedeutung, wetteiferte mit Massilia (Marseille) im Handel und erreichte seine Blütezeit unter Kaiser Konstantin, der Arles vergrößerte, ausschmückte und den Beinamen Constantina gab. 395 wurde sie Hauptstadt Galliens. Im Jahre 402 wurde dann die Praefectura Galliarum, die oberste Behörde des römischen Westreiches, von Trier nach Arles verlegt.

In Arles kreuzte sich die Römerstraße Via Agrippa nach Lyon (Lugdunum) (und weiter nach Augusta Treverorum bis zur Colonia Claudia Ara Agrippinensium) mit der Via Aurelia, die Massilia mit Rom verband.

Arles wurde im 3. Jahrhundert Sitz eines Bischofs, im Jahr 400 Sitz eines Erzbischofs. Als Hauptumschlagplatz wurde es in der Folge von Westgoten und Sarazenen mehrmals erobert und zerstört, dennoch behauptete es lange seinen Glanz; seit 536 zum Frankenreich gehörig, wurde es 879 Hauptstadt des Königreichs Burgund und kam mit diesem 1033 zum Heiligen Römischen Reich. Seit 933 stand die Stadt unter der Herrschaft des Erzbischofs, wurde 1220 unabhängig von ihm und 1237 für nur zwei Jahre Reichsstadt. 1251 unterwarf sich die Stadt Karl von Anjou und fiel 1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich. Der Erzbischof wanderte später nach Aix-en-Provence ab. Arles war bis 1801 Bischofssitz.

Saint-Rémy-de-Provence

Saint-Rémy-de-Provence ist eine französische Gemeinde mit 10.826 Einwohnern (Stand 1. Januar 2011) im Département Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sie gehört zum Arrondissement Arles und ist Hauptort des gleichnamigen Kantons.

Durch den am 8. Juli 1641 geschlossenen Vertrag von Péronne, der jede französische Einmischung in Regierung oder Justiz Monacos untersagt, wurde Saint Remy der Familie Grimaldi übergeben, um dem Fürsten von Monaco dafür zu danken, dass er die Spanier aus der Region vertrieben hatte. Als Ausgleich für daraufhin in Spanien konfiszierte Gebiete erhielten die Grimaldi vier Lehen in Frankreich, darunter auch Saint Remy und Les Baux.

Am Donnerstag steht also römische Architektur und Stadtgeschichte auf unserem Programm. Und dieses Mal geht es schon früh los (nach dem morgendlichen Schwimmen), um 10:00 h schwingen wir uns auf Henry, und dann ab durch die Alpilles nach St. Rémy.

Die Ausgrabungen sind wirklich super: Ein großes Gelände, das man über einen Aussichtspunkt auch von oben betrachten kann. Eindrucksvoll! Eintritt p. P.: 7,50 Euro.

Und St.-Rémy-de-Provence ist nicht weniger schön, ein bezauberndes Lädchen nach dem nächsten. Es riecht nach Süden, Lavandel, Kräuter der Provence und nach Sonne. Schön.

Wir essen in einem kleinen Restaurant zu Mittag (Axel ein Entrecote mit 5 Pommes (!) und Pfeffersauce, ich einen Salat mit chèvre chaud, Ei und Avocado – sehr lecker, 33 Euro), bevor wir uns den Ort und die Kirche anschauen.

Und: Ischi und Sissi haben einen neuen Spielkameraden, Rémy der Bär. Soooo süß, in lavendellila.

Glanum

Die Stadt wurde von den Kelto-Ligurern zunächst noch als oppidum oder Festung auf dem Mont Gaussier gegründet. Spätestens im Laufe des 3. Jahrhunderts v. Chr. errichteten Griechen dort ein Handelszentrum mit Namen Glanum. Ausgehend von Marseille wuchs der griechische Einfluss durch Händler, die die Rhône hinaufzogen. Sie brachten ihr Alphabet mit, in dem der lokale keltische Dialekt geschrieben wurde und ihren Baustil. Eine trapezförmige Agora und ein Theater wurden errichtet. Der Zugang zum Tal wurde mit einem imposanten Tor geschlossen.

Ein Schrein des Keltengottes Glanis, der mit einer Heilquelle in Verbindung gebracht wird, wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. errichtet. Glanum war bereits alt, als es im 1. Jahrhundert v. Chr. römisch wurde. Die Römer übernahmen Schrein und Heiligtum, benannten den Ort nach Glanis und übernahmen ebenfalls eine Dreiheit lokaler Müttergöttinnen, denen sie die Bezeichnung Glanicae gaben. Sie wurden mit den Matronen identifiziert. Die Göttinnen Epona, Merkur und Rosmertha waren dort ebenfalls repräsentiert.

Die griechische Agora machte in zwei Phasen einem römischen Forum Platz. In augusteischer Zeit wurde die Stadt zur Kolonie aufgewertet und viele Monumentalgebäude errichtet, inklusive eines vergrößerten Forums, Thermen, eines Triumphbogens und verschiedenes Tempel (einige waren durch die Generäle Kaiser Augustus, andere durch seinen Schwiegersohn Agrippa errichtet worden). Vermutlich zu dieser Zeit wurde der Glanum-Staudamm, die wohl erste bekannte Bogenstaumauer überhaupt, zur Versorgung der Kolonie errichtet. Auch für eine Kanalisation des Stadtgebiets, das in Regenzeiten unter großen Problemen zu leiden hatte, wurde durch ein Ringsystem unter gepflasterten Marktstraßen gesorgt.

Glanum wurde 260 durch den Alemannensturm zerstört und später aufgegeben; seine Einwohner siedelten einige Kilometer weiter nördlich in der Ebene an der Stelle, die später Saint-Rémy-de-Provence genannt wurde. Aber noch in der mittelalterlichen Peutinger-Karte, die auf römischen Wegkarten beruht, ist Glanum als Glano verzeichnet.

Aix-en-Provence

Aix-en-Provence ist eine Universitätsstadt im französischen Departement Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und historische Hauptstadt der Provence. Die Stadt umfasst eine Fläche von 18.608 Hektar. Rund 40.000 der 140.684 Einwohner, die man Aixois nennt, sind Studenten. Als Unterpräfektur des Départements ist Aix, wie die Stadt kurz genannt wird, Hauptstadt des gleichnamigen Arrondissements.

Das berühmteste Café ist das der Deux Garçons, das als Treffpunkt vieler berühmter Literaten und Künstler wie etwa Émile Zola, Paul Cézanne, Jean Giraudoux, Blaise Cendrars oder Jean Cocteau galt.

Wir waren vor Jahren mit meinen Eltern schon mal hier und hatten – keine Ahnung, warum – keine schönen Bilder der Stadt im Kopf. Schlechtes Essen, schmuddelig, eine „Pornostraße“…

Davon haben wir dieses Mal überhaupt nichts gesehen: Aix ist eine tolle, quirlige Stadt mit Flair und super Boutiquen. Bei 35 Grad haben Axel und selbst ich aber keine Lust zum Anprobieren. Wir bummeln ganz entspannt durch die engen Gassen, trinken einen Kaffee und ein Bierchen und genießen das provencalische Ambiente.

Liebe Eltern, das hätte Euch auch gefallen, die Wärme vielleicht ausgenommen.

Kalt hatten es die Zisterzienser…

… bei den Temperaturen ist das gerade recht!

Die Abbaye de Silvacane in La Roque d’Anthéron ist eines der 3 Zisterzienserklöster der Provence und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Laut Infoblatt (Eintritt p. P. übrigens 6,50 Euro) zeichnet sich die Abtei durch funktionelle, schmucklose Architektur aus, aber ich finde, man sieht doch einige schöne Verzierungen. Wir genießen die kühlen Gemäuer und die Ruhe, bevor wir uns auf den Weg nach Aix-en-Provence machen.

Wer hier in der Gegend ist: Unbedingt anschauen, ein ruhiger, schöner Ort!

Wanderung zur Gorge du Regalon

Nach dem morgendlichen Joggen und Frühstück im Schatten, bei gut 30 Grad, geht es mit Henry nach Merindol, um von dort aus in die Regalon-Schlucht zu wandern. Der Weg führt wenigstens zum Teil durch Pinienwälder, so dass es uns nicht ganz „den Deckel hebt“, aber es ist auch so recht anstrengend…

Leider können wir den letzten Kilometer in die Schlucht nicht laufen, weil der Zutritt wegen éboulement = Erdrutsch verboten ist. Schade – aber ehrlich gesagt sind wir auch froh, wieder umdrehen zu können, wir müssen uns erst einmal ein bißchen an die Hitze gewöhnen.