Blau

Unsere Rollertour entlang der Küste führt uns nach Cortegaca, ein kleines Örtchen, das mit einer Kirche aufwartet, die komplett mit Azulejos verkleidet ist. Das nenn ich mal Kunst am Bau!

Meer, Himmel, Hortensien und die Fliesen – ein Traum in blau.

Am Douro nach Fouradouro

… aber immer im Flüsschen baden, geht ja auch nicht. Wir fliehen Ende der Woche vor den weiter steigenden Temperaturen ans Meer.

Unsere Fahrt führt uns über einige Hügel durch das sehr kurvige, sich nur langsam weitende Dourotal nach Fouradouro, ca. 40 km südlich von Porto, auf den gleichnamigen Campismo. Ein riesiges Areal mit nur 3 Mobilhomes, aber sehr vielen Dauercamper-Wohnwägen.

Der Platz hat direkten Meerzugang, ist sauber, ordentlich, mit vielen Sanitärs und – juhu! – einer Waschmaschine. Nach den vorigen CP mit Handwäsche freut mich das wirklich.

Und gestohlen wirst Du hier nicht: Die Zugangskontrollen sind der Hammer. Axel hat eine eigene Magnetkarte als Fahrer, ich eine als „Fußgänger“. Somit darf ich die Ein- und Ausgangsschranken nicht als Sozia auf Henri passieren, sondern muss absteigen und per pedes durchs Drehkreuz gehen. Zuwiderhandlungen gibt es nicht, denn der Bereich wird von 2 Herren bewacht, die bei meinem Ausbrechversuch auf dem Roller sofort zu toben beginnen. Man sieht, der Portugiese schätzt Regeln und Ordnung. Aber das ist auch gut so, lieber so, als dass was passiert!

Schwimmen im Zauberwald

Vielleicht sind wir zu „städtisch“, aber solch einen Badeplatz mitten im Wald – zwischen dem Gefühl von Dornröschen, Elfen, Schlangen (die gibt es echt, nicht eingebildet) und portugiesischen Jugendlichen, die spliffen (ebenfalls real… grins, das ist das Leben!), Farnen, kleinen Bachforellen und total entspanntem Sein – haben wir noch nicht gesehen und genossen. Ist das schön. Bei Temperaturen von rund 35 Grad kühlt das Wasser perfekt ab. Einzigartig.

Himmelspforte: Senhora da Graca

Ein bißchen Mont Ventoux, ein bißchen Himmel, ein Rundumblick in die Täler, auf die Berge und in die Ferne. All das bietet der „Hausberg“ von Mondim de Basto, den wir mit Henri erklimmen, bei gut 30 Grad im Schatten. Ein wunderbarer, freier Blick. Unaufgeregt. Warm. Religiös. Weit. Und doch so nah.

Schwimmbad am Wasserfall – Piocas

Unsere zweite Portugal-Station ist Mondim de Basto, eine Kleinstadt westlich von Vila Real. Auch hier bestätigen sich wieder die ersten Eindrücke: Alles sauber, gepflegt und überaus hilfsbereite Menschen. Bei Ankunft hat uns ein Mann z. B. unaufgefordert den Weg zur Ver- und Entsorgung sowie zum CP „Campismo de Mondim de Basto“, etwas außerhalb des Orts, gezeigt.

Der erste Weg führt uns wieder ins Office de Turismo, wo wir von einer sehr netten, englisch sprachigen Dame massenhaft Karten- und Infomaterial bekommen. Jetzt kann’s losgehen…

… und zwar am Nachmittag zu den Naturschwimmbecken der Ermelo-Wasserfälle. Der Weg dorthin führt durch einen Kiefernwald, in dem die Bäume mit „Beuteln“ angezapft sind. Das sieht komisch aus! Axel probiert todesmutig – und spuckt gleich wieder aus, pfui! Unsere Internet-Research sagt, dass hier Terpentin gewonnen wird. Schön aussehen tut es allerdings nicht.

Dann beginnt der Abstieg. Ich sag Euch, mir wird angst und bange. Steil, glatte Granitfelsen, sandiger Untergrund. Ich sterbe tausend Tode – und traue mich, unten angekommen, keinen Schritt weiter, ich alter Angsthase. Axel genießt die Erfrischung in den Piocas. Richtig so!

Der Heimweg führt an dem Aussichtspunkt zu den „Fiscas de Ermelo“ vorbei. Beeindruckend. Ein schöner Tag in der Natur!

Unsere erste Flaschenpost: Echt was zum Freuen!

E-Mail von heute:

Hallo Axel und ?? !

Ein Freund von mir, leidenschaftlicher und umweltbewusster Fischer, hat zu seiner großen Überraschung und Freude kürzlich eine Flaschenpost mit eurer Mail-Adresse gefunden.
Da er leider kein Deutsch versteht, Englisch übrigens auch nicht, hat er sich mit der Angelegenheit an mich gewendet. Also, ich übersetze :

Bonjour,
ich habe eure Nachricht am 24. Juni am Ufer der Dourbie , etwa 4km von Nant gefunden.
Es hat mich sehr neugierig gemacht und ich würde mich freuen, mehr von euch zu hören.
Hier meine E-Mail…

Ich, Renate, bin’s wieder !
Ich füge hinzu, dass wir in Roche-la-Molière bei Saint Etienne im Departement Loire wohnen.
Mein Freund Robert fährt am Sonntag für zwei Monate an den Atlantik, ohne Computer, und würde sich natürlich freuen, wenn zuvor was zurück käme.
Aber wenn man euch irgendwo retten muss, kann auch ich einspringen ! LOL !
Liebe Grüße
Renate

Und nun der Witz dabei: Wir haben die Flasche am 18. April am CP „Le roc qui parle“ in Nant abgesetzt, in die Dourbie… Besonders weit ist das Fläschle nicht gekommen!

Vilarinho – brennende Sohlen

Nach tagelanger Joggingabstinenz (Hitze und Gebirge sind schlichtweg kontraproduktiv!) wagen wir uns morgens mit Henri in die Stadt, auf die empfohlene Radrundstrecke entlang eines Parks. Sicherlich der beste und ebenste Platz zum Laufen in dieser sehr welligen Umgebung – aber immer noch ausreichend hügelig; bei der Wärme doppelt anstrengend.

Gegen Mittag brechen wir zu einer Wanderung im Ornal-Tal auf. Die Orte auf dem Weg nach Vilarinho sind ebenfalls sehr adrett, sauber und teilweise stehen richtig dicke Villen in der Umgebung, das hat fast schon was von Denver-Clan.

In dieser Ecke sieht der Naturpark wieder ganz anders aus, zum Teil wie im Schwarzwald, mit Nadelbäumen, dann im Anschluss leichtes Garrique, Steinformationen aus Schiefer und glitzernenden, schillernden Steinen, kleine Bäche, Picknickstellen und Badeplätze… Eine Wanderung durchs Tal ist es aber nicht. Es geht jeden verfügbaren Berg hoch. Und wieder runter. Wir denken zeitweise, uns hebt’s den Deckel. Bei 35 Grad aber auch kein Wunder…

Nach den 3 Stunden sind wir fix und fertig und freuen uns auf die Abkühlung bei uns am Flussufer. Das tut gut!

Vinhais warmwandern

Nun sind wir ja relativ unvorbereitet auf Portugal… Wir haben zwar einen Womo-Touren-Reiseführer dabei und eine Michelin-Straßenkarte für Spanien und Portugal (sowie für ersteres die passende Warntafel für den Rollerträger!) – aber ansonsten weder Reiseführer noch weitergehende Infos.

Unser erster Abstecher in die Buchhandlungen von Braganca hat uns nicht weitergebracht, dort gab es zumindest in der Auslage kein Kartenmaterial. Aber das Internet weiß ja Rat: Karten bekommt man häufig in der Tourismus-Information. Diese wiederum in Braganca zu finden (sowohl die „echte“ als auch die spezielle für die Naturparkverwaltung), ist auch kein Kinderspiel…

Dort endlich angekommen, treffen wir auf eine sehr nette Dame, die hervorragend Deutsch spricht (weil in Köln gelebt und gelehrt) und uns sehr kompetent zum Naturpark de Montesinhos und den entsprechenden Touren berät. Die Karten zu den Einzelwanderungen kosten nichts, die Gesamtübersichtskarte des Parks 2,20 Euro.

So ausgerüstet geht es also nach Vinhais, um dort eine 2-stündige Tour zu marschieren. Eine schöne Landschaft erwartet uns, mit vielen Kastanienwäldern, lauschigen Tälern und wunderschönen Blümchen. Schatten ist bei Sonne pur und Temperaturen um die 30 Grad auch nicht schlecht!

Im Anschluss an die Wanderung schauen wir uns noch Vinhais an, ein recht großer Ort mit tollem Brunnen, einer alten Stadtmauer und Kirche, mit Schwimmbädern, Womo-Stellplatz – wie Braganca sehr gepflegt, da fährt kein Müll oder Kippen, geschweige denn Hundescheiße auf der Straße rum. Tiptop!

Über die sehr gut ausgebauten Straßen geht es via Badeplatz an einem Fluß (lauschig, total entspannt!) zurück ans Womo.

Zur Verständigung: Bislang haben wir alles bekommen, was wir wollten, vom Fisch über Kaffee oder Süßstückle. Wir werfen einfach alle Sprachen durcheinander, und das Mischmasch aus Spanisch, Französisch, zwei Brocken Portugiesisch und Englisch funktioniert soweit. Fein, juhu!

Braganca

Am Mittwoch, 26. Juni 2013, ist es soweit: Arielle mit uns im Schlepptau befährt zum ersten Mal portugiesischen Boden. Nach dem Zwischenstopp in St. Jean de Luz am Dienstag ging es zeitig morgens los, bei Hendaye über die Grenze nach Spanien und dann über die Autobahn durchs Baskenland (sehr gut ausgebaut, viele Tankstellen, allerdings nur wenige Rastplätze). Maut insgesamt unter 30 Euro. Da lassen sich die 560 km relativ entspannt fahren!

Unsere erste Station in dem „unbekannten Land“ heißt Braganca. Eine recht große Stadt mit Festung und sehr schöner, gepflegter Innenstadt.

Wir haben uns den CP „Inatel Parque Campismo“ ausgesucht. Der liegt im Nirgendwo, an einem kleinen Flüsschen mit Bademöglichkeit; sehr naturbelassen, total stressfrei (Preis pro Nacht 12 Euro): Der Herr an der Rezeption spricht recht gut Englisch, kopiert zur Sicherheit unsere Personalausweise und meint, die schönsten Plätze wären „über die Brücke, dann links“. Ganz ehrlich, wir wissen auch nicht, wo die anderen Plätze sein sollen… Das ist ein riesiges Areal, mit angelegter Rundum-Straße, Beleuchtung und massenhaft Grillstellen – aber ohne Strom und vor allem ohne erkennbare Stellplätze. Bizarr, zum Glück ist noch nicht viel los!

Umgebungserkundung: Mit Henri nach Braganca und in den Naturpark Montesinhos.

Wir sind gespannt wie die Flitzebogen, welche Eindrücke, Landschaften, Menschen, kulinarischen Spezialitäten und Kuriositäten auf uns warten.